Auf Initiative des königlichen Hüttenverwalters O.B. Stoelzl, des weiteren von Mathias Weisbacher, ebenfalls aus Eisenärzt, sowie von Andreas Soyer von Maria Eck entsteht aus der »Hüttenfeuerwehr« nach den neuen Verordnungen über das Feuerlöschwesen eine »Freiwillige Feuerwehr Eisenärzt«. Zu den Gründungsmitgliedern zählen des weiteren Thomas Seidel, Johann Hasselberger, Haberstock, Josef Speckbacher, Georg Gruttauer, Georg Kohlbrenner, Georg Schroll, Josef Hütter, Anton Daburger, Peter Pertl, Franz Klapfenberger sowie Vinzenz Pertl, der zum Hauptmann gewählt wird. Die Wehr zählt bald 71 Mitglieder, für 230 Mark werden die ersten Ausrüstungen angeschafft. Die Statuten werden dem Landesausschuß der Feuerwehren angezeigt und bereits ein halbes Jahr später, zu Jahresbeginn 1875, wird zusätzlich zur älteren Feuerspritze eine neue Saug- und Druckspritze angeschafft.
Gleichzeitig kommt es auch zur Bildung einer »Gemeindefeuerwehr«, der sofort 26 Bürger als Mitglieder beitreten. Hauptmann wird Franz Eder aus Höpfling. Durch den Kauf einer Spritze entsteht sogleich ein erhebliches finanzielles Defizit.
Bürgermeister Diezinger wendet sich erst zwei Jahre nach der Gründung im Namen von Gemeinde und »Gemeindefeuerwehr« in einem Schreiben an das königliche Bezirksamt Traunstein mit dem Ersuchen um nachträgliche Genehmigung einer gemeindlichen Feuerwehr. Er bittet zugleich um Weisung an die Adresse des Hüttenwerks, daß sich die nicht an der »Hüttenfeuerwehr« (nun »Freiwillige Feuerwehr«) beteiligten Arbeiter der »gemeindlichen Feuerwehr« anschließen sollen. Außerdem ersucht man um einen Zuschuß aus der Distriktskasse.
Seit ihren Gründungen kommt es zwischen den beiden Wehren laufend zu Auseinandersetzungen und persönlichen Feindseligkeiten. In der Erkenntnis, daß die Existenz von zwei Wehren für einen kleinen Ort wie Eisenärzt nicht notwendig und auch nicht zweckmäßig ist, wendet sich das Bezirksamt an die Hüttenverwaltung ob eine Vereinigung möglich sei. Der königliche Hüttenverwalter Stoelzl bringt in seinem ablehnenden Antwortschreiben zum Ausdruck, daß die von ihm gegründete »Freiwillige Feuerwehr« im Gegensatz zur »Gemeindefeuerwehr« fest organisiert und in ihren Vermögensverhältnissen geordnet ist, weiters seien seine Leute geübt und mit Feuer und Löschmaschine bestens vertraut.
Im Streit um die Vorherrschaft wurde den Beteiligten seitens des Bezirksamtes aufgetragen, bis 24.April eine Vereinigung herbeizuführen, im Falle eines Mißlingens werde an diesem Tag eine Übung beider Wehren abgehalten und als dann eine Entscheidung des Bezirksamts getroffen.
Zu dieser gemeinsamen Übung mußte es jedoch nicht kommen. Nach langem Hin und Her und durch die glückliche Vermittlung des Bezirksamtmannes Heckenstatter und seines Assessors Aigner verglichen sich die Kontrahenten schließlich am 30.April und erklärten ihr Einverständnis nur eine einzige »Freiwillige Feuerwehr« zu konstituieren. Sie versprachen nach den Neuwahlen ein eifriges Zusammenwirken. Die Neugliederung wurde gebildet aus 30 Spritzenmännern, 17 Ordnungsmännern, sechs Spritzenführern und sechs Feuerreitern.
Alle Gemeindebürger waren froh, als der Streit zu Ende ging. Im Dorf Eisenärzt kehrte wieder Friede ein, die Freude war übergroß. Die Gläser klangen heller als sonst, die Friedensfahne flatterte und abends loderte ein Bergfeuer auf dem nahen "Erzberg".
In diesem Jahr kann man dem Bezirksamt 30 Mitglieder melden. Bei der Hauptversammlung wird Wilhelm Mayer aus Höpfling zum 1.Vorstand gewählt. Der Beitrag für passive Mitglieder wird auf 2,50 Mark festgesetzt, aktive Mitglieder zahlen 1,20 Mark. Am 19.Juli vernichtet ein Brand im Gerätehaus 2 Handlaternen, 1 Feuerhaken, 1 Steigerjoppe, das Grundbuch und sämtliche Papiere der Freiwilligen Feuerwehr Eisenärzt, ebenfalls verbrennt die Kasse mit 64 Mark in bar.
Von der Eisenärzter Gemeinde wird oberhalb des Bahnhofs, gegenüber des heutigen Marienheims, ein »Schulhaus« errichtet, welches fortan auch der Freiwilligen Feuerwehr Eisenärzt als »Heimat« dienen wird, und dies für keine geringere Zeit als die nächsten 88 Jahre.
In einem Brief an die hohe königliche Regierungskammer des Inneren wird einer Aufforderung zur Verbesserung der technischen Ausstattung aus folgenden finanziellen Gründen widersprochen „... das Steuersoll von 1200 Mark in der Gemeinde werde von 100 Steuerpflichtigen erbracht, ... von denen zwei Drittel in ärmlichen Verhältnissen lebten, 40 Einwohner unter 5 Mark zahlten und vier bis sechs Gemeindearme seit 1885 von Haus zu Haus verpflegt werden müßten.“ Weiter heißt es: „... der Lokalmalz und Bieraufschlag muß verwendet werden zur Tilgung der Schulhausbau Schulden.“
Am 23.August wird das 25-jährige Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Eisenärzt begangen. Aus diesem Anlaß wird auch eine Standartenweihe abgehalten. Einzelheiten sind dem im Original abgedruckten Artikel des Traunsteiner Wochenblatts vom 12.August 1899 zu entnehmen.