Die Freiwillige Feuerwehr Eisenärzt kann auf ein 40-jähriges Bestehen zurückblicken. Zur Erinnerung an dieses Jubiläum veranstaltet die Wehr am Sonntag, den 10.Mai
eine Festfeier in bescheidenen Grenzen, die einen schönen Verlauf nimmt. Zu derselben findet sich auch Herr Kreisinspektor Adolf Seitz, Kommandant bzw. Ehrenkommandant von Traunstein ein. Herr
Bezirksvertreter Lüttich kann nicht erscheinen, nachdem er auf der Reise nach Eisenärzt in Traunstein nicht unbedenklich erkrankt und sogleich wieder heimfahren muß.
Zur Einleitung des Festes wird um 1 Uhr eine Übung abgehalten, die trotz des kühlen und kalten Wetters flott vonstatten geht und Herr Kreisinspektor Seitz voller Lob darüber ist. Nach einem Gedenken
an den allerhöchsten Protektor, Sr. Majestät König Ludwig III. schließt Seitz mit einem begeistert erwiderten »Gut Heil!«. Sodann wird in einem Parademarsch in das Gasthaus des Herrn Hofer gezogen,
wo die Musikkapelle Ruhpolding unter Leitung des strebsamen Herrn Bretzner die Versammelten in angenehme Stimmung bringt, die bis zum Schluß anhält. Die Nachbarfeuerwehren Ruhpolding und Siegsdorf
sind durch viele Mitglieder vertreten und die Vorstände übermitteln Grüße und Glückwünsche. Namens der Gemeinde spricht Herr Hauptlehrer Röhrl unter dem bedeutungsvollen Motto: „Edel sei der Mensch,
hilfreich und gut!“.
Die beiden noch lebenden Gründungsmitglieder sind der jetzige Kommandant Thomas Steidl und das Ehrenmitglied Johann Haßlberger, beide treue Feuerwehrmänner.
Mit Ausbruch des Krieges 1914 werden zahlreiche Feuerwehrmänner zur Fahne gerufen und sind über alle Kriegsschauplätze verteilt. Dadurch entstehen in den Reihen der Feuerwehr große Lücken, so daß „... als Ersatz wieder die »Alten« und die ganz »Jungen« herangezogen werden müssen.“ Während des 1.Weltkriegs geht mit der Eisenärzter Wehr wenig voran. In dieser schlimmen Zeit müssen sieben tapfere Wehrmänner ihr Leben lassen, welche nach dem Krieg von ihren Feuerwehrkameraden in „... würdevoller Weise ihres Heldentodes fürs Vaterland geehrt werden.".
Obwohl die ehemaligen Kameraden müde und abgekämpft nach Kriegsende heimkehren, ergeht an sie der Ruf, das Feuerwehrkommando zu übernehmen. In der Generalversammlung am 30.Januar übernimmt Franz Rauch das Kommando, zu dieser Zeit erscheint erstmals der im Jahre 1963 verstorbene Felix Loidiller als Adjutant und Kassier, der sich viele Verdienste um die Eisenärzter Wehr erwirbt und 1954 zum Eisenärzter Ehrenbürger ernannt werden soll.
Am 1.Oktober müssen die Wehrmänner in voller Montur und Ausrüstung zum Empfang von Prinzregent Luitpold in Traunstein antreten, welcher der Einweihung des Luitpoldbrunnens beiwohnt. Zum Rapport beim Empfangsausschuß für die königliche Hoheit muß sofort beim Eintreffen demselbigen der Name der Wehr und die Mannschaftsstärke mitgeteilt werden.
Die Wehr erhält ihre zweite Druckspritze, sowie 150 Meter Hanfschläuche für zusammen rund 400.000 Mark. Des weiteren werden in dieser Zeit eine mechanische Schiebeleiter, ein Schlauchtrockenapparat, Mannschaftsröcke, sowie Steiger- und Chargiertenausrüstungen angeschafft.
Hubert Huber wird erster Vorstand, Josef Schauer Kassier und Felix Loidiller wird Schriftführer der Freiwilligen Feuerwehr Eisenärzt. Nachfolger für den durch »plötzlichen Tod« entrissenen Kommandanten Franz Rauch wird Sebastian Aschl, der das Kommando für die nächsten zwei Jahre mustergültig führen wird.
Das eigentlich in diesem Jahr stattfindende 50-jährige Gründungsfest wird erst im nächsten Jahr gefeiert.
Am 7.Juni begeht die Eisenärzter Wehr ihr 50‑jähriges Gründungsfest im großen Rahmen. Eine Vielzahl von Wehren aus nah und fern nimmt an diesem schönen Fest teil. Erstmals in der Geschichte kann feierlich eine eigene Vereinsfahne am Festplatze geweiht werden.
Nach nur zwei Jahren tritt bereits ein neuer Kommandant an die Spitze der Wehr, Josef Weiß. Er bleibt bis 1946 in seinem Amt.
Unter Beteiligung der Feuerwehr mit Fahnenabordnung wird am 14.November die neuerrichtete Eisenärzter Kirche auf den Heiligen Josef geweiht, welche zuvor bereits in Freilassing als Notkirche diente.
Felix Loidiller übernimmt das Vorstandsamt für den im Dezember letzten Jahres unerwartet verstorbenen Hubert Huber, gleichzeitig wird eine Feuerwehrsterbekasse eingeführt, welche bis heute Bestand hat.
Am 6.Mai wird das 60-jährige Jubiläum gefeiert. Verwaltungsrat und Kommando arbeiten in diesen Jahren auf das engste zusammen, so daß es mit vereinten Kräften gelingt, die Feuerwehr mustergültig aufzubauen. In der Zeit 1892 bis 1933 finden bei der Eisenärzter Wehr 15 Inspektionen statt, von 1895 bis 1931 ist die Wehr in 23 Fällen bei Bränden eingesetzt.
Zum neuen Vorstand wird Georg Bichler gewählt, er soll zu einem der ältesten Vorstände im Landkreis Traunstein werden. Eine glückliche Lösung, denn Bichler ist bis zum Jahr 1971, also bis zur Eingemeindung nach Siegsdorf, auch Bürgermeister der Gemeinde Eisenärzt und alle Probleme der Feuerwehr werden daher in den Folgejahren leichter zu lösen sein.
Auf Weisung des Reichsinnenministeriums werden die Feuerwehren des Amtsbezirks Traunstein verpflichtet, „... vermehrt Übungen abzuhalten, vor allem vor dem Hintergrund der technischen Neuerungen und der Notwendigkeit, den Luftschutz zu pflegen. Heute werde von den Volksgenossen mit Recht mehr verlangt als früher, bei entsprechender Belehrung wird diese Notwendigkeit jeder einsehen und ohne weiteres auf sich nehmen. Die Herrn Bürgermeister werden ersucht, den höheren Feuerwehrdienststellen keine Schwierigkeiten zu bereiten.“
Diese Anordnung läßt schon die am Horizont aufziehende dunkle Zeit erahnen.
Zu dieser Zeit sind noch keine wirksamen Maßnahmen gegen die immer wieder über ihre Ufer tretende Traun vorhanden. So kommt es, daß Eisenärzt immer wieder von schlimmen Hochwassern heimgesucht wird.
In der schrecklichen Zeit des 2.Weltkriegs finden eine Anzahl tapferer Wehrmänner den Tod, sie sollen uns Mahnung sein.
Während der Jahre des Hitlerregimes wird der Feuerwehr keine besondere Bedeutung zuerkannt. Der Verein als solches wird in den Hintergrund gestellt, so daß die Vorstände überflüssig und ihres Amtes enthoben werden.
Mit dem Einmarsch der Besatzungstruppen wird die Gesamtheit der Vereine und Organisationen aufgelöst und verboten. Sämtliche Feuerwehruniformen und Ausrüstungsgegenstände, welche in jahrelanger Aufbauarbeit zusammengetragen wurden, müssen abgeliefert werden. Nach Kriegsende wird die schöne Vereinsfahne durch die einrückenden Amerikaner als Eroberungsstück mitgenommen und dient wahrscheinlich irgendwo in den Staaten als Zierde. Die Fahne befand sich im Haus des ehemaligen Vorstands Felix Loidiller, das für 12 Wochen von den amerikanischen Besatzungstruppen annektiert worden war.